Schlaflose Nächte
…und eines morgens fließen Worte aus meinen Fingern, als wurde das Ventil endlich geöffnet, das versteckte, nie gefundene und verklebte Ventil, das nach der Öffnung endlich einen Teil raus lässt, einen kleinen aber sehr wichtigen Teil.
Ich rede von der Projektgruppe Drugland, die sich durch das Festival der Multipolarkultur, Sommerblut, formierte. Im Jahr davor war nicht wirklich daran zu denken, aber dann versprach ich einem Darsteller des großen Druglandprojektes im und am Gesundheitsamt per Handschlag, dass ich einfach mal mitkäme zu den Proben. Und ich hatte es nicht bereut, weil ich direkt Feuer fing und in mir die kleine, mickrige Flamme unvermittelt anfing, richtig zu brennen. Da war plötzlich eine Inspiration, mir wurde Leben eingehaucht, ich war wie beseelt.
Im April sollte ich teilnehmen an der Pressekonferenz, zu der ich auch erschien, aufgeregt und ängstlich hab ich mich meinen Dämonen gestellt und Applaus bekommen, als ich mit brüchiger Stimme vor versammelter Mannschaft fast in Tränen ausbrach.
Die folgenden Wochen des gemeinsamen Suchen und Findens in und mit der Gruppe nach gescheiten Transportmöglichkeiten des Stoffes, heiter bis lustig trotz eigentlicher Ernsthaftigkeit eines bitteren, grausamen Märchens.
Und ich? Wurde fast unbemerkt das Mädchen, dessen Geschichte sich unerbittlich ihren Weg suchte, lange verborgen, plötzlich an der Oberfläche, schmerzlich und doch befreiend.
3 Tage im Juni führten wir auf, mein erster ernsthafter Kontakt mit einer Bühne. Erinnerungen an die einstige Bewerbung an die Bühnen der Stadt Köln und die Zusage im Krankenhausbett lesend, nach jahrelanger Ausschweifung in der Partyszene.
Die Premiere? Unwirklich. Der Applaus und der Zuspruch? Unwirklich. Unfassbarkeit.
Irgendwann später zuhause, öffnen sich alle Schleusen und lassen sich, verdammt nochmal, nicht wieder verschließen. Ich weine noch vor der 2. Aufführung und mittendrin auf der Bühne, kurz vor meinem Auftritt. Ich bin sichtbar mit offenem Herzen.
Wenn ich daran denke, fühle ich schnell den Kloß in meinem Hals. Und wenn ich an Charlotte Didier denke, da wird der Kloß ein bisschen größer. Ich bin froh und dankbar, dass ich mit ihr noch diese wertvolle Zeit verbringen durfte, auch sie hat mich liebevoll getröstet, als ich so traurig war. Ich hoffe, es geht ihr gut, da wo sie jetzt ist, sie fehlt und bleibt uns in Erinnerung.
Ich freue mich auf unser nächstes Spiel, diesmal soll es leichter sein für mich und du wirst für uns alle dabei sein, nicht als Teufel sondern als Engel.
In Gedenken an Kirsten Attenberger